Wie finde ich das richtige Papier?


Unterschiede und Empfehlungen

Allgemeines

Die weltweit über 3000 unterschiedlichen Papiersorten verraten: Papier ist nicht gleich Papier. Jede Mal-Technik benötigt für ein optimales Ergebnis einen geeigneten Untergrund.


Die Grammatur

Die Grammatur bezeichnet das Gewicht des Papiers im Verhältnis zur Fläche und wird in Gramm pro Quadratmeter (g/m²) angegeben. Je dicker sich das Papier anfühlt, desto schwerer ist es in der Regel. Das Papiergewicht, auch als Papierstärke bezeichnet, kann ein Indiz für die Qualität eines Papiers sein. Der Verwendungszweck ist ausschlaggebend für die Wahl der Grammatur. Für Trockentechniken können auch Papiere mit einer geringeren Papierstärke verwendet werden, wohingegen bei Nasstechniken schwerere Papiere zu empfehlen sind. Hintergrund: Je dicker ein Papier ist, desto mehr Wasser kann es aufnehmen und desto weniger wellt es sich. Zeichenpapiere von 250 g/m² bis 300 g/m² Papierdicke sind sehr genügsam und lassen viele Zeichentechniken zu. Ob Nass-in-Nass oder trockene Malstile, das Ergebnis ist auf diesen Papieren in der Regel gut. Bei Trockentechniken kann ein ideales Ergebnis in der Regel ab 120 g/m² erzielt werden. Standardpapier für Drucker hat beispielsweise 80 g/m² bis 100 g/m².


Die Pressung

Bei der Papierherstellung wird Wasser verwendet, welches bei der Pressung entzogen wird. Dies hat Auswirkungen auf die Oberflächenstruktur des Papiers. Dabei unterscheidet man zwischen heiß- und kaltgepresst.

Bei heißgepressten Papieren werden durch Erhitzung die Papierfasern geglättet (satiniert). Das feinkörnige Papier, besitzt dementsprechend eine sehr glatte, flache Oberfläche. Sie eignen sich eher für trockene Techniken, denn der Farbverlauf durch Nasstechniken ist hier schwerer zu kontrollieren und es entstehen ungewollte Farbränder. Mit Trockentechniken ist hingegen ein gleichmäßiger Farbauftrag möglich. Dennoch ist heißgepresstes Papier z.B. für aquarellierte Detailzeichnungen geeignet. 

Kaltgepresste Papiere werden ohne Hitzebehandlung gepresst. Dies sorgt je nach Pressverfahren für eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Oberfläche, also eine etwas gröbere Struktur. Man unterscheidet hier zwischen Feinkorn, Mittleres Korn, Grobkorn, Rau und Extra Rau, auch bekannt als Torchon*. Kaltgepresste Papiere versprechen auch bei der Nasstechnik einen gleichmäßigen Farbverlauf und klare Ränder.


Die Faser

Ebenfalls wichtig bei der Papierwahl ist, aus welchen Fasern das Papier besteht. Hochwertigste Aquarellpapiere bestehen meist aus 100% Baumwollfasern, so genannten Hadern. Studienpapiere hingegen bestehen aus einem Gemisch von Hadern und Cellulose-Fasern aus Holz. Dieses Mischverhältnis bestimmt gleichzeitig die Qualität des Papiers.


*Torchon: ausgeprägte Oberflächenstruktur. Schnelles Ausbluten bei Nass-in-Nass-Technik, bildet markante Farbränder. Für Anfänger ungeeignet.

Übersicht

Welche Grammatur und welche Pressung zu welchen Zweck?

Feinkorn 185-640 g/m²

  • besitzt eine glatte Oberfläche
  • die Farbe trocknet langsam

Mittleres Korn 185-300 g/m²

  • besitzt eine glatte Oberfläche
  • die aufgetragene Farbe trocknet schnell

Mittleres Korn 640 g/m²

  • leichte Struktur auf der Oberfläche
  • die aufgetragene Farbe trocknet langsam
  • eignet sich sehr gut für eine starke Beanspruchung

Grobkorn 185-300 g/m²

  • raue, körnige Oberfläche
  • die aufgetragene Farbe trocknet schnell

Grobkorn 640 g/m²

  • raue, körnige Oberfläche
  • für starke Beanspruchung

Rau

  • körnige, ausgeprägte Oberfläche
  • geeignet für Trocken- und Nasstechnik bei Bildern, die eine plastische Wirkung bekommen sollen

Extra Rau

  • stark ausgeprägte Oberfläche
  • unterstützt die Neigung zur sogenannten „Lichtchen-Bildung“ (tiefer gelegene Stellen im Papier bleiben beim Malen weiß)
  • besonders geeignet für Nasstechnik auch mit dickflüssigeren Farben und Farbmischungen

Oberflächenverhalten

  • Satinierte Oberflächen: Geeignet für Trockentechnik wie Detailzeichnungen, Lasuren und Auswaschungen. Ungeeignet für Nasstechniken.
  • Matte Oberflächen: Ideal für detaillierte Darstellungen bei Nass- und Trockenmaltechniken. Besonders für Anfänger geeignet.
  • Raue Oberflächen: Hauptsächlich für Nass-Technik. Hell-Dunkel-Effekte durch Oberflächenbeschaffenheit. Die Farbe kann je nach Faser wieder abgehoben werden. 
  • Extra raue Oberflächen: Besonders geeignet für Nass-in-Nass-Techniken mit vorgemischten Farben.

Aquarellmalerei

Das perfekte Aquarellpapier gibt es nicht. Je nach Technik, Motiv und Kenntnisstand eignen sich verschiedene Papiere. Für die ersten Malversuche empfehlen wir Papier, welches nicht schnell wellt, um verschiedene Maltechniken ausprobieren zu können.

Grammatur: Für Nasstechniken wie Aquarell sind schwere Papiere zu empfehlen, denn diese können mehr Wasser aufnehmen. Papiere von 300 g/m² bis 600 g/m² tragen dazu bei, dass sich das Papier weniger bis gar nicht wellt. Beachte: Feuchtigkeit wirkt sich auch auf die Papiereigenschaften mit hoher Grammatur aus. Selbst wenn das Bild durchgetrocknet ist, besteht eine höhere Gefahr des Einreißens als bei einem unbenutzten Blatt. Faustregel: Je dicker das Papier, desto weniger ändert sich die Beschaffenheit bei der Verwendung.

Pressung (Oberflächenstruktur): Für Anfänger eignen sich leicht raue Papiere. Hintergrund: der Farbverlauf ist anfangs auf leicht rauem Papier besser zu kontrollieren als auf Glattem.

Leimung: Ein wichtiger Bestandteil der Aquarellmalerei ist der Zeichenblock. Hierbei sollte darauf geachtet werden, einen gut verleimten Zeichenblock zu verwenden. Bei diesen Blöcken sind die Ränder der einzelnen Blätter miteinander verklebt, wodurch sich das Papier beim Bemalen weniger wellt. Idealerweise ist die Verleimung beidseitig angebracht, am besten ist jedoch eine vierseitige Verleimung. Hierbei sollte eine Ecke vorhanden sein, die nicht verleimt ist, um das Papier einfach vom Block lösen zu können.